Die Stadt als Anlass

 

Jede Stadt ist einzigartig. Darum hat auch jede Stadt einen eigenen Namen. Fast wie eine Person. Jedenfalls mit eigenem Charakter. Und genauso wie persönliche Biographien immer eingebettet sind in ein fein gewobenes Beziehungsgeflecht, lebt auch die Stadt nicht nur mit den, sondern durch die Beziehungen, die sie tragen. Die Stadt soll nicht attraktiv erscheinen, sie soll attraktiv sein. Volker Remy schreibt, es ginge um das Vorhandene und nicht um das Gewollte. Um Identität statt Image. Doch Beziehungen bestehen nicht nur aus Vorhandenem, sondern immer auch aus Möglichem. Sie bestehen aus dem, was ist, und aus dem, was sein kann. Denn es ››ist‹‹ nicht nur das Haus, der Fluss, die Straße. Sondern vor allem auch der Gestaltungswille der Menschen in einer Region. Und es ››ist‹‹ nicht nur das Potenzial derer, die per Blut- und Bodenbeweis ansässige Einheimische sind. Sondern auch jenes von Menschen, die nur temporär Zeit an einem Ort verbringen. Der Ort wird gestaltet von den Menschen, die ihn beleben.

 

Ein Großteil dieses Austausches findet im öffentlichen Raum statt. Ein Raum, der im Idealfall mehrfach offen ist. Nicht begrenzt auf einzelne Nutzer und nicht begrenzt in möglichen Nutzungen. Öffentliche Plätze müssen daher im wahrsten Sinne des Wortes Raum lassen. Raum für spontane Situationen, für öffentliches Leben.

 

In der Soziologie wird diese Teilöffentlichkeit als ››third place‹‹ bezeichnet. Als Raum, in dem der Mensch sich neben den ersten beiden Orten, dem Zuhause und dem Arbeitsplatz, wohl und heimisch fühlt. Nun ist Realität bekanntlich das, was passiert, während man andere Pläne macht. Ist ein Möglichkeitsraum daher überhaupt planbar? Sicherlich nicht im determinierenden Sinne. Atmosphärische Stadtraumgestaltung kann jedoch Angebote schaffen, beobachten, ausprobieren, was passieren will, und diese Nutzung verstärken.

 

Gesamtleitung, Text und Redaktion: Edgar Eller
Textquellen: Maciej Chmara, Hans-Joachim Gögl, Magdalena Hopp, Franziska Möhrle, Petra Nachbaur, Mirjam Steinbock, Martin Strele
Grafik: Magdalena Türtscher (buero-magma.at)

Herausgeber: Stadtkultur Feldkirch GmbH 
ISBN 978-3-903240-25-4
Edition-v, 2021

 
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